Am vergangenen Freitag, einen Tag vor dem Reformationstag, hat sich der evangelische Q2 Religionskurs von Frau Walkenhorst zu einem spannenden und sicherlich außergewöhnlichen Videotelefonat eingefunden. Margot Käßmann, die ehemalige Ratspräsidentin der evangelischen Kirche Deutschlands, hat sich Zeit für uns genommen und eine Unterrichtsstunde lang mit uns diskutiert, ihre Ansichten erläutert und uns zahlreiche Impulse zur Weiterarbeit gegeben.
Im Rahmen der Abiturvorgaben und des Kernlehrplans setzen wir uns aktuell kritisch mit der Kirche, besonders mit ihren Aufgaben und Zielen, auseinander. Dabei wurden zunächst kritische Töne von Seiten des Kurses geäußert, die vor allem in einem fehlenden Aktionismus der Kirche Jugendlichen gegenüber, münzten. Scheinbar veraltete Gottesdienststrukturen, fehlende „Events“ & Co zeigten die immer größer werdende Kritik des Kurses der Kirche gegenüber. Es entstand die Idee, mit dieser Kritik doch einmal an höhere Leitungsgremien innerhalb der evangelischen Kirche heranzutreten.
Frau Käßmann sagte uns sofort und engagiert zu und das Videotelefonat lief reibungslos. Wir debattierten zunächst tagesaktuell über Corona und insbesondere auch über die Chance, die das Virus den Kirchen bringt - Chancen, sich zu ändern, zu öffnen, zu digitalisieren und sich neu zu positionieren. Die zahlreichen Kirchenaustritte, das zunehmende Desinteresse an Kirche, kommentierte Frau Käßmann mit Unbehagen und mit der deutlichen Botschaft, das Dinge zu ändern seien. Vor allem in den Ortsgemeinden sieht sie hierfür einen Anfangspunkt. Vor Ort Kirche stärken und starke Gemeinden ausbilden, seien das Ziel in ihren Augen für einen Beginn des Aufschwungs von Kirche. Die Gottesdienste dürften dabei nicht wegfallen, seien sie doch der Ort des Gemeinschaftsgefühls von Gläubigen. Aber genau dort gelte es anzusetzen, sich als Pfarrerin/Pfarrer zu hinterfragen - wie könne eine gute Predigt gelingen, die Menschen abholt, im Hier und Jetzt.
Persönlichen Fragen einzelner Kursteilnehmer/innen begegnete sie ebenfalls offen und erläuterte so beispielsweise ihre Einstellung zu Flüchtlingen oder der Frage, ob es wirklich Gottesdienste für den eigenen Glaube brauche.
Ein lehrreiches, bereicherndes Gespräch mit einer sehr offenen Frau Käßmann hat uns alle zum Nachdenken gebracht und viele Impulse und Einstellungen werden sicherlich noch lange nachwirken und von uns thematisiert werden.
Auch an dieser Stelle möchten wir uns bei Frau Käßmann für diese einmalige Chance bedanken.